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Hans Wipperfürth
Der Unzerteilte Mantel

245 Seiten; kt.; 12,90 € (D); 25 sFr
ISBN 3-931 395-83-9

Textauszug

Ein Gedanke, der ihm bisher noch nicht gekommen war, durchzuckte ihn: 'Das Geld!' - Daß er daran noch nicht gedacht hatte, daß er noch nicht nachgesehen hatte, ob sie Geld oder Sparbücher mitgenommen hatte. Daraus ließen sich Schlüsse ziehen.
Aggerbrück nahm den Kasten aus dem Schrank. Die Schatulle war verschlossen. Da er in seiner Erregung nicht wußte, wo der Schlüssel lag, denn alle Geldangelegenheiten erledigte seine Frau, holte er aus der Küche einen Hammer und einen starken Schraubenzieher und stemmte das kleine Schloß des Kästchens auf. Ein paar größere Geldscheine und zwei Sparbücher lagen oben auf. Nichts schien zu fehlen, doch Aggerbrück wußte nicht einmal, wieviel Geld im Hause war.
Für gewöhnlich hob seine Frau am Monatsanfang zweitausend Mark von seinem Gehaltskonto ab; dieser Betrag reichte für den Monat. Wenn sie keine größeren Anschaffungen machten, etwa Kleidung oder Schuhe, blieb von den zweitausend Mark noch eine namhafte Summe übrig, die seine Frau dann auf ein Sparbuch einzahlte, das auf ihren Namen ausgestellt war. Dieses Sparbuch, das bemerkte Aggerbrück erst jetzt, fehlte. Von den beiden vorhandenen Sparbüchern war nichts abgehoben worden. Also hatte Sibille ihr Sparbuch und einen Teil des monatlichen Bargeldes an sich genommen. Das fehlende Sparbuch sagte ihm eindeutig, daß seine Frau das Haus verlassen habe, um nicht so bald, vielleicht auch nie wieder zurückzukommen.

Nun beginnt Martin Aggerbrück zu überlegen, womit er seine Frau so gekränkt hat, daß sie ihn nach langen, und wie es schien glücklichen, Ehejahren verlassen hat. Er läßt sein ganzes Leben vor sich ablaufen, ein Leben, das in vielem typisch für einen Kölner Arbeitersohn in der Mitte des 20. Jahrhunderts war, aber aufgrund einiger Eigenheiten doch wieder anders verlief. Nur so konnte er auch Sibille kennenlernen. Und nun sollte Schluß sein?

Doch dann wird im klar, wie er sich hätte verhalten sollen. Und damit erreicht er sein Ziel.